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Manchmal … wünsche ich mir, …

Manchmal …
Manchmal wünsche ich mir, dass endlich alles in Ordnung kommt,

dass ich endlich genug Zeit habe, all die Dinge zu erledigen,
denen ich ständig hinterher laufe,

dass ich endlich genug Zeit habe, all die Orte zu sehen,
zu denen es mich hin zieht,
dass ich endlich genug Zeit habe, all die Sprachen zu lernen,
die mich so faszinieren,
all die Musikinstrumente zu lernen,
mit denen ich mein Herz zum Klingen bringen kann,
dass ich wirklich dazu komme,
endlich all die Bücher und Geschichten zu lesen,
die über die Rätsel, den Zauber und die Wunder dieser Welt berichten.
Ich wünsche mir die Zeit, um zu malen, zu bildhauern und zu tischlern,

ich brauche Zeit, um die Dinge zu formen,
Zeit, um dem Sein Gestalt zu geben.

Ich will endlich all die Klammern lösen, die mich halten,
die mich nie so sein lassen, wie ich fühle, wirklich zu sein.

Ich wünsche mir, dass einfach mal Ruhe ist,
ohne den Blick auf die nächste Aufgabe.
Ich wünsche mir das Gefühl angekommen zu sein,
ohne gleich weiter zu müssen.

Ich sehne mich manchmal danach, unendlich zu schlafen,
um genug Kräfte für all das Neue zu haben, was ich dann noch tun will.

Ich wünsche mir vor allem Zeit, um mit all den lieben Menschen zusammen zu sein,
die ich schon kenne und denen ich noch begegnen werde,
Ich möchte mit Ihnen springen, tanzen, lachen und singen.

Ich möchte mit Ihnen Liebe leben.

Ich möchte all meine Streitereien mit ihnen beenden.
Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen für die Verletzungen, die ich Ihnen zugefügt habe,
ich möchte aber auch, dass sie endlich sehen, welche Schmerzen ich durch Sie erlitten habe
und ich möchte, dass sie erfahren, dass ich ihnen vergeben habe,
weil der ewige Hass und Groll untereinander nur zu ewigem unendlichem Leid führt.

Ich will verrückt sein.
Ich will sogar verrückter sein, als das ganze Universum,
das all das aus sich formte, was wir sehen und wodurch wir sind.

Ja, all die unendliche Zeit, für all das Schöne, die wünsche ich mir manchmal.

Doch dann sehe ich, dass all das ein Wünschen bleibt,
dass es keine wirkliche Freiheit für mich gibt,
dass ich weiterhin all den Dingen hinterher rennen muss,
dass ich zusehen muss, wie die Kinder größer und erwachsen werden,
wie die Erwachsenen klein und kindlich werden,
dass ich selbst der Kindheit und der Jugend, dem Leben, entschwinde,
dass der, den ich im Spiegel sehe mir fremd wird,
dass ich den großen Strom nicht ein bisschen halten kann,
dass all mein Erleben, all mein Ich sein, irgendwann ins Nichts führt,
so wie es jede Nacht geschieht.

Nächte, aus denen ich außer ein paar wirren Bildern, nichts mitbringen kann.

Und ich begreife auch, dass ich in dieses Nichts, selbst genauso nichts mitnehmen kann.
Kein Foto, kein Buch, kein Auto, kein Geld und keine Macht.
Und erst recht kann ich dorthin keine Freunde mitnehmen,
nicht meine Liebste, nicht einmal mich selbst.
Mich wird nichts mehr jucken und ich werde nicht mehr frieren.
Ich werde frei von Schmerz sein.
Die Musik klingt dort nicht, die Sonne scheint dort nicht,
es lacht dort keiner, es weint dort keiner.

Doch die Musik wird weiter klingen, die Sonne wird weiter scheinen,
es wird weiter gelacht und es wird weiter geweint werden.

Da, wo ich hingehe, ist ja nur mein ganz persönliches, mein individuelles Nichts.

Und ich werde wahrscheinlich nicht einmal mehr die Möglichkeit haben,
wenn auch nur kurz, um zu resümieren.
Ich werde nicht die Möglichkeit haben, um zurückzublicken,
um zu sehen, was gut und um zu sehen, was falsch war.
Ich werde auch nicht mehr darüber nachdenken können,
was ich beim nächsten Mal alles anders machen sollte.
Es wird dieses nächste Mal einfach nicht geben,
so wie es ja auch kein Mal davor gab.

Nein, all das wird es nicht geben.

Darüber kann ich zornig sein,
darüber kann ich wütend sein,
ich kann traurig sein.
Ich kann unendlich traurig sein.
Ich kann mich vor Schmerz winden.
Ich kann versuchen, irgend jemanden zu finden,
der für all das verantwortlich ist,
damit ich ihn beschimpfen und dafür strafen kann,
damit er endlich sieht, was er mir mit diesem Leben angetan hat.

Verflucht sei er, der Tag an dem ich geboren wurde,
der Tag, an dem sich mir das Jammertal öffnete,
aus dem ich anscheinend nicht entfliehen kann.
Dieses rätselhafte Sein, das oft wie ein Meer aus Nebelschwaden ist,
in denen ich ständig auf der Suche nach mir und meiner Herkunft bin.

Und dazu kommt immer diese Angst. Angst vor dem, was wohl sein wird und Angst,
um all das, was ich verlieren werde, wenn ich nicht mehr bin.

Und wenn ich so denke, dann merke ich, dass ich großen Schmerz erlebe.
Ja, es ist wohl so etwas, wie der Schmerz der Welt, in dem ich dann bin.
Es ist dieser undefinierbare Schmerz, der in allem ist, was wir tun und in allem, was uns geschieht.
Denn selbst wenn wir glücklich sind haben wir Angst, es zu verlieren.

Doch dann,
dann spüre ich plötzlich die wunderbare Größe, die in all dem liegt.
Es ist ein eigentlich unvorstellbarer Umstand, dass es mich überhaupt gibt,
dass ich mit meinen hellen, klaren, Sinnen eine tatsächlich existierende Welt bewusst erlebe.
Und ich spüre, dass mein Sein nicht nur individuell ist, dass ich nicht alleine oder verloren bin,
sondern, dass ich aus etwas großem herauswachse, so wie die Blätter eines Baumes.
Ich spüre, dass ich verbunden bin mit der Welt. Untrennbar – in ihr und aus ihr.

Und dann, dann begebe ich mich zuerst zaghaft und dann immer fester vertrauend
in die Arme dessen, aus dem ich bin.
Dieses Es ist nicht böse und es wird keine Hölle für mich kommen.
Es ist aber auch nicht gut und es gibt kein Paradies in das ich kommen werde.

Vielleicht bin ich ja doch schon lange unterwegs und nicht das erstemal hier.
Vielleicht bin ich ja auf der Durchreise, der ewigen Reise und lerne und lerne.

Es ist einfach alles total abgefahren und nicht mit Worten zu fassen.

Ja und wenn ich das alles sehe, dann weiss ich,
dann weiss ich zumindest für einen kleinen Augenblick der Ewigkeit, dass alles gut ist.

Alles ist gut, so wie es ist …
… und dann bin ich angekommen.

Manchmal … ist es so.