Die Geschichte von den 10 knusprig goldbraun gebackenen Fischstäbchen …
Es waren einmal drei kleine Kinder. Die wollten gerne Fischstäbchen essen. Da gingen Sie zu ihrer Mutter, sie solle die Pfanne heiß machen und die eiskalten Stäbchen so richtig knusprig und goldbraun backen.
Die Mutter konnte die leckersten Fischstäbchen der Welt zubereiten und so nahm sie ihre beste Pfanne, tat gesundes Fett hinein, brachte alles so richtig zum brutzeln und legte dann die vor Kälte dampfenden Teile sorgsam dazu.
„Oh lecker, lecker, lecker, … bekomm ich heute eines mehr?!“ riefen die Kinder im Chor. In so einer Fischstäbchenpackung sind nämlich immer genau zehn Stück und bei drei Kindern ist genau deswegen immer eines übrig. Ein toller Grund sich mal wieder so richtig zu streiten.
Während sich die Kinder also in ihrer Vorfreude auf das Essen zu streiten anfingen und die Mutter mit den anderen Töpfen und Tellern jonglierte, wurde den Fischstäbchen in der Pfanne wohlig warm. Nach all der langen Kälte in dem dunklen Gefrierfach genossen sie es, sich zu recken und zu strecken. Es war wie ein beginnender Frühling. Wohl vernahmen sie aber das Geschrei der Kinder, die sie verspeisen wollten. Es war allen Fischstäbchen gleichzeitig klar, dass sie die Pfanne so schnell wie möglich verlassen mussten, wollten sie ihr junges Leben nicht sofort wieder verlieren. Eitel wie sie waren, brauchten sie aber alle noch die doppelte Bräunung von der anderen Seite. Schon kam die Mutter mit dem großen Schieber. „Schwuuups …“ Die Mutter wusste was sie tat. Alles war perfekt. Das Fleisch war weiß und fest und die Haut knusprig und goldbraun. Kein Krümelchen der Kruste fiel ab, als sie eins nach dem anderen zart in der beschichteten Pfanne gewendet wurden.
„Ich will den gelben Teller!“ – „Ich sitz heute am Fenster!“ – „Ich will mir die Hände nicht waschen!“ – „… !“ – Die Kinder waren voll in Fahrt.
Jetzt wurde es langsam Zeit für die Fischstäbchen. Beim nächsten mal würden sie auf die Kinderteller wandern. Die Vorstellung, ohne die Welt gesehen zu haben, verspeist zu werden, ließ sie frösteln. Und schon gar nicht wollte eines das „Extra-Stäbchen“ sein, um das sie sich so gerne prügelten. Sie beobachteten die Mutter. Sie wußte wann sie gut waren. Da kam sie auch schon. Den Schieber in der einen Hand, den Teller in der anderen war es soweit. …
Wie auf Kommando sprangen alle zehn Fischstäbchen gleichzeitig aus der Pfanne auf den Boden, rappelten sich schnell auf und rannten was sie konnten zur Tür hinaus, den holprigen Weg entlang, bis in den kühlen Wald. Die drei Kinder und die Mutter liefen ihnen hinterher. „Halt! Stehengeblieben! Ihr seid doch unser Essen!“ und „Sofort kommt ihr zurück!“ Die Mutter stolperte in der Hast über ihre Schürze und die Kinder schubsten sich in ihrer Gier gegenseitig um, so dass die Fischstäbchen schon bald in Sicherheit waren.
Sie fühlten sich prächtig und gingen ohne zu verschnaufen immer weiter auf dem eingeschlagenen Weg. Nach einer Weile trafen sie einen Bauer, der am Wegesrand ein Päuschen machte. „Hallo, ihr lieben Fischstäbchen!“ grüsste der Bauer.
„Hallo Schlauer-Bauer!“ riefen die Fischstäbchen im Chor.
„Wohin so schnell des Weges?“ fragte der Bauer. „Bleibt doch ein wenig stehen, damit ich von euch naschen kann.“
„Hältst Du uns für dumm?!“, antworteten die Fischstäbchen. „Wir sind schon drei Kindern und ihrer Mutter weggelaufen und da werden wir doch nicht dem nächst besten Bauern auf die Gabel springen.“ Und -Zisch-di-Wisch- waren sie im Wald verschwunden.
Nicht lange danach gerieten sie an eine Meise, die sich ihr Gefieder von der Sonne wärmen liess. „Moin moin ihr braunen Kerlchen,“ piepste die Meise.
„Moin moin Leise-Meise,“ antworteten die Fischstäbchen. So wie sie wie ein Ei dem andern glichen, kam auch ihr Reden immer wie aus einer Kehle.
„Ihr habt aber eine leckere körnige Haut. Bleibt doch ein bisschen bei mir. Mir ist so danach ein wenig von Euch zu picken,“ versuchte es die Meise.
„Bei Dir piept‘s wohl!“ konterten die Fischstäbchen. „Wir sind schon drei Kindern und ihrer Mutter weggelaufen und Schlauer-Bauer und da wollen wir unseren Weg hier bestimmt noch nicht beenden.“ Sie waren ja eigentlich dabei, die Welt zu erkunden.
Und -Raps-di-Babs- waren sie verschwunden und die Meise wieder alleine in der Sonne.
Aus seinem Fenster blickte ein Koch. Und wie die Fischstäbchen auch versuchten ungesehen vorbeizukommen, war es doch vergebens.
„Holla ihr Knusperlis!“ freute sich der Koch.
„Holla Koch-Doch!“ meinten die Fischstäbchen, denen sichtlich unwohl war.
„Ihr seht mir ja wohl wie die am besten zubereitetsten Fischstäbchen aus, die mir je untergekommen sind. Immer herein zu mir. Da gibt‘s ja was zu kosten. Gleich wärm ich meine Pfanne an um euch zu probieren.“ Der Koch meinte sein Glückstag wäre gekommen.
„Back dich selber!“ riefen die Fischstäbchen. „Wir sind schon drei Kindern und ihrer Mutter weggelaufen und Schlauer-Bauer und Leise-Meise und in deine Pfanne wollen wir bestimmt nicht noch einmal. Freiheit für alle Fischstäbchen!“ -Susch-di-Lusch- weg waren sie und der Koch meinte er hätte alles nur geträumt.
Und wie es im Leben so geht, sollte dies nicht ihr letztes Abenteuer gewesen sein.
Müde von der Jagd lag ein Jäger im Gras.
„Waidmanns Heil ihr Fischstäbchen!“ schmetterte der Jäger, als er die goldbraune Herde vorüberziehen sah.
„Waidmanns Dank Träger-Jäger!“ wussten die Fischstäbchen zu antworten.
„Kommt her zu mir. Ihr sollt meine Beute sein. Die Hirsche waren heut zu gut für mich,“ lockte der Jäger.
„Und wir sind noch tausendmal besser als die Hirsche!“ liessen sie es den Jäger wissen. „Wir sind schon drei Kindern und ihrer Mutter weggelaufen und Schlauer-Bauer und Leise-Meise und Koch-Doch und unsere junge, braune Haut wird bestimmt nicht dein Wohnzimmer schmücken.“ Und Klack-di-Lack war auch der Jäger wieder alleine in seinem grünen, grünen Gras.
Vor ihnen lag nun ein grosses Meer. Wie sollten sie da rüber kommen.
„Ahoi ihr Fischerstäbchen!“ dröhnte plötzlich ein bäriger Schiffer, der mit seinem Schiff vorbeifuhr.
„Ahoi Schiffer-Riffer! Wir wollen über das Meer, bringst Du uns hinüber ohne uns zu verspeisen?“ erkundigten sich die Fischstäbchen. „Wir sind nämlich schon drei Kindern und ihrer Mutter weggelaufen und Schlauer-Bauer und Leise-Meise und Koch-Doch und Träger-Jäger und nun sind wir es leid und wollen endlich etwas von der Welt sehen.“
„Nur zu, immer an Bord! Meine Kammern sind voll mit gutem Essen. Was soll ich da wohl mit so ein paar winzigen Fischstäbchen? Ich setz über nach Amerika. Ihr werdet meine Begleiter sein,“ so lud sie der Schiffer an Bord.
Wie sie aber mitten auf See waren und weit und breit kein Land in Sicht war, da merkte der Schiffer, was für eine leckere Truppe er sich da an Bord geholt hatte. Er nahm einen Teller, Messer und Gabel und legte seine schönste Serviette um. Dann schlich er sich von hinten an die Fischstäbchen heran, um sie zu verspeisen. …
-Jump-di-Bump- mit einem Satz waren die Fischstäbchen von Bord gesprungen. Hatten sie nicht gesagt, dass sie es Leid waren von allen Leuten verspeist zu werden?
Und wie es der Zufall so wollte, sprangen sie geradewegs in ein kleines Boot, in dem drei hungrige Kinder von aller Welt verlassen über den Ozean trieben. Die waren ganz entzückt, als sie die neu angekommenen blinden Passagiere erblickten. Es war, als schickte sie der Himmel.
„Oh ihr guten Fischstäbchen, legt euch auf unsere Teller. Wir haben seit Tagen nichts gegessen,“ sagte das älteste Kind.
„Ach wie schön, von Euch hab ich geträumt. Kommt doch bitte,“ bat das zweite.
„Bin so hungrig, … … … !“ Mehr konnte das Kleinste nicht sagen, so verzweifelt war es.
Da sprangen die lieben, guten, leckeren, goldbraunen, genau richtig durchgebratenen Fischstäbchen jeweils zu dritt den Kindern auf ihre Teller und liessen sich von ihnen ratzeputz aufessen.
Und das „Extra-Fischstäbchen“ blieb bei ihnen und zeigte ihnen den Weg zum Festland, wo es dann aber auch noch, gerecht geteilt, von allen dreien weggeknuspert wurde.